Stil- und Frisurenkunde der Renaissance-Zeit
Die Epoche der Renaissance datiert so etwa zwischen 1450 bis 1600 n.Chr. Diese Zeit kann man nun nochmals in drei verschiedene Phasen einteilen. Nämlich die Frührenaissance (bis etwa 1500 n.Chr.), die Hochrenaissance (ca. 1500-1550 n.Chr.) und die Spätrenaissance (ca. 1550-1600). In der Zeit der Renaissance gab es bereits einen aufblühenden Warenhandel, wachsende Industrie, Kunst und Wissenschaft und damit zunehmenden technischen Fortschritt, wie z.B. den Buchdruck um das Jahr 1440. Auch Amerika wurde in dieser Zeit von Christopher Columbus entdeckt (1492).
Die Körperpflege in der Zeit der Renaissance
Kostbare farbenfrohe Gewänder und Samtkleider wurden in der damaligen Zeit getragen. Der Nachteil an den schweren Gewändern, den fülligen Über- und Unterkleidern war es, dass diese zumeist nur unzureichend gereinigt werden konnten. Daher war Ungeziefer ein echtes Problem für die reich gekleideten Menschen der damaligen Zeit. Um diesen „Flohpelz“ zu bekämpfen verwendete man ausgestopfte Iltisse, Marder und Hermeline als Köder, die an edlen Ketten mit Rubinen versehen um den Hals der vornehmen Herrschaften hingen. Als Ideal galt auch in dieser Zeit eine helle Haut, die mithilfe von weißer Schminke erreicht wurde. Anstelle sich zu waschen wurde in der damaligen Zeit vom Adelsvolk oftmals in zunehmendem Ausmaß Schminke, Parfüm, Duftwasser und Puder eingesetzt. Die allgemeine und ärmere Bevölkerung konnte dieses Übermaß an „Luxus“ nicht mitmachen und lebte stattdessen wesentlich reinlicher und damit auch wesentlich gesünder. Denn erst gegen Ende der Epoche der Renaissance erkannte man die Zusammenhänge zwischen Schmutz und Seuchen. Erst durch diese Erkenntnis wurden entsprechende Hygiene-Vorschriften erlassen. In diesem Zuge konnte das Bader- und Barbiergewerbe mit ihren Zünften und Innungen an Bedeutung gewinnen und wurden schließlich als ehrenhaft anerkannt, da sie Dreck und Seuche erfolgreich bekämpften. Zu dieser Zeit entstanden dann auch die ersten echten „Friseure“ und „Perückenmacher“. Diese wurden in Frankreich Coiffeur bzw. Perruquier genannt.
Frauenfrisuren in der Zeit der Renaissance
Durch die gesellschaftliche und philosophische Entdeckung des Individuums wurden auch die Frisuren immer individueller und teilweise auch recht eigentümlich. So wurden z.B. in der Frührenaissance nicht nur Haaransätze auf der Stirn abrasiert, sondern auch Augenbrauen völlig kahl abrasiert, anschließend überpudert und mit Farbstift neu nachgezogen. Insgesamt gab es aber über alle drei Teilphasen der Renaissance immer wieder zwei Grundfrisuren, die sich auf vorherigen Epochen statuieren. Zum einen der griechische Mittelscheitel mit Haarknoten und die römisch geprägte Flechtfrisur.
Der Mittelscheitel mit griechischen Zöpfen fand überwiegend in der Frührenaissance Anwendung. Dazu trug man kleine Schmuckhauben, Haarteile und Schleier mit Perlenschnüren und Goldschmuck verziert. Stirn- und Seitenhaare trug man mit Krausen und wurde von den vornehmen Damen gepudert. Zusätzlich kamen für die fülligen Haartrachten aus Flachs hergestellte Perücken und eingeflochtene Haarteile zum Einsatz. Diese wurden gepudert und bei den Reichen zudem mit Goldstaub benetzt um einen möglichst hellen Blondton zu erreichen. Zudem kam der rötliche Blondton („Tizianrot“)in Mode, der mit Hennabrei hergestellt wurde.
In der Hochrenaissance trug man dann noch ausgiebiger edler Schmuck (Steine, Perlen, Gold), Verzierungen, wie Straußenfedern und verschiedenfarbige Haarteile und barettartige Hüte. Die Frisuren blieben hingegen eher etwas kleiner. Hauben kamen eher selten zum Einsatz, verschwanden im Grunde sogar eher ganz.
In der Spätrenaissance wurden Mode und Frisuren vom reichen und einflussreichen Spanien geprägt. Stirn- und Nackenhaare der Frauen wurden scheitellose hoch frisiert. Die Haare wurden von schmuckvollen Kämmen gehalten.
Männerfrisuren der Renaissance
Getragen wurde von den Männern in der damaligen Zeit vorwiegend ein scheitelloser Pagenkopf mit waagerecht geschnittenem Vollbart. In Kombination kamen zudem auch Spitzbart und Schnurrbart zum Einsatz. Das weite Samt-Barett wurde sehr gerne als Kopfbedeckung eingesetzt. Gegen Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts lässt sich insgesamt eine Verweiblichung der männlichen Haarmode beobachten. Vornehme Herren trugen ihr Haupthaar lange und gelockt. Auch das Färben und Bleichen des männlichen Haares wurde gesellschaftsfähig. Zudem gab es ab ca. 1550 auch eine kürzere und schlichtere Herrenfrisur die mit einem Spitzbart oder einem kleinen Schnurrbart getragen wurde.
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