Dauerwelle – Frisur mit dauergewelltem Haar

  • 14 Mai 2010

Die Dauerwelle

Eine Dauerwelle entsteht durch einen chemischen Umformungsprozess auf dem Haar. Bei diesem chemischen Umformungsprozess, der im Ergebnis zur Dauerwelle führen soll, werden glatte Haare chemisch in gewellte bzw. gelockte Form gebracht. Eine „Dauerwelle“ ist also eine Frisur mit dauergewelltem Haar. Der Wunsch des Menschen nach gewelltem oder gelocktem Haar geht weit bis in die Geschichte der Menschheit zurück.

Denn Haarwellen oder Haarlocken dienten in vielen Epochen der Menschheitsgeschichte dazu, die Attraktivität und Schönheit der Menschen zu steigern. Die Attraktivität des gewellten Lockenschopfes rührt sicherlich daher, dass es etwas Besonderes ist, von Natur aus mit einem solchen Haarkleid beschmückt zu sein. Denn ca. 80% der Mitteleuropäer haben von Natur aus nur glattes bzw. nur ziemlich schwach gewelltes Haar. Und der Mensch trachtet nunmal seit jeher, nach dem was er nicht besitzt. Um nun die natürliche Haarbeschaffenheit zu verändern wurden im Laufe der Geschichte verschiedene Möglichkeiten und Verfahren entwickelt, das glatte Haar in die gewünschte lockige Form zu bringen. Diese Verfahren wurden über viele Jahrzehnte immer weiter entwickelt. Dioch wer hat die heutige Dauerwellen-Frieur eigentlich erfunden?

Der Erfinder der Dauerwelle

Die heutige Dauerwellenfrisur basiert auf einem chemischen Unformungsprozess – ist also keine „natürliche“ Frisur. Als Erfinder der ersten chemisch erzeugten Dauerwelle sind aus dem Jahre 1932 gemäß Wikipedia Clark und Speakman bekannt. Hier wurden die Disulfidgruppen der Haare mit Sulfit gespalten. Im Gegensatz zu der Dauerwellenherstellung nach Clark und Speakman (mit Wärmebehandlung) gilt seit dem Jahr 1947 eine Kalt-Dauerwelle als üblich. Hier wird das Keratin der Haare chemisch erweicht und umgeformt. Als eigentlicher Erfinder der Dauerwelle gilt aber der deutsche Frisör Karl Nessler, der die originäre Dauerwellenherstellung im Jahre 1906 erfand.

Die chemische Reaktion der Dauerwelle

Die Haarverformung zur Dauerwelle erfolgt durch eine chemische Reaktion am Haarkeratin. Dabei werden die, für die Haarfestigkeit zuständigen, Cystinbindungen im Haarkeratin aufgebrochen. Bis zu 20 % der Doppelschwefelbrücken (Disulfidbrücken) werden im Haarkeratin gelöst. Das reicht aus, um dem Haar später eine neue Form geben zu können. Das „aufgeweichte“ Haar kann mithilfe von Lockenwicklern anschließend in die gewünschte lockige Form gebracht werden. Lockenwickler deshalb, weil das Haar aufgerollt bzw. gewickelt wird und dadurch die Locken entstehen können. Die Fixierung der aufgerollten Form wird durch die Oxidation mit Wasserstoffperoxid erzielt werden, da hierdurch die Disulfidbindungen, die ja für die Stabilität der Haare zuständig sind wieder zusammengesetzt werden. Zusammenfassend kann man die Umformung der Haare zu einer Dauerwelle also ganz einfach beschreiben: Das Prinzip der Umformung wird durch das Erweichen des Haarkaretins durch das Wellmittel erreicht, sodass es umformbar wird. Durch das Fixiermittel härtet das Keratin in der neuen Form. Hierdurch erlangt man die dauerhafte Veränderung der Haare.

Aufgaben der Dauerwellprodukte

Dauerwellprodukte haben drei zentrale Ziele bzw. Aufgaben. Zum einen muss die durch das Dauerwellmittel erhaltene Wellung der Haare die Herstellung der gewünschten Frisur ermöglichen. Darüber hinaus muss die Dauerwelle der Frisur Haltbarkeit für den Alltag verleihen. Und zu guter letzt soll das Haar mehr Stand und Fülle erlangen, womit gute Frisiereigenschaften geschaffen werden.

Arten der Dauerwellpräparate

Man unterscheidet gewöhnlich bei den Dauerwellpräparaten zwischen Well- Fixier-, Vor- und Nachbehandlungsmitteln. Darüber hinaus gibt es auch noch Zwischenbehandlungspräparate, die vor der Fixierung eingesetzt werden können. Das zentrale Dauerwellpräparat ist natürlich die Wellflüssigkeit. Allerdings lässt sich ein gelungenes Dauerwellfrisuren-Ergebnis nur durch eine fachgerechte Anwendung aller zum Dauerwellpräparat zugehörigen Mittel erlangen. Die richtige Auswahl der Mittel ist mindestens genauso wichtig. So stellen die Hersteller inzwischen eine Vielzahl spezieller Produkte zur Verfügung. Verschiedene Produkte können für kräftigere bzw. schwächere Umformungen herangezogen werden. Die Präparate für Dauerwellen unterteilen sich zudem nochmals in Präparate für normales, vorbehandeltes, geschädigtes, gesträhntes oder schwer wellbares Haar. Der Unterschied der Produkte ist die unterschiedliche Konzentration der Wirkstoffe. Eine falsche oder voreilige Auswahl der Produkte kann ein falsches Wellergebnis oder eine sogar extreme Haarschädigung herbeiführen.

Wellmittel

Wellmittel für die Dauerwelle werden in den meißten Fällen in flüssiger Form als Lösung angeboten. Zuaätzlich gibt es aber auch andere Formen, wie Cremes, Gele, und Schaum. Inhaltstoffe von Dauerwellmitteln sind zum einen Reduktionsmittel zur Haarkeratinerweichung  Als Reduktionsmittel wird in alkalischen Wellpräparaten meistens Ammoniumthioglykolat verwendet. (Saure Wellmittel sind heutzutage weitgehend vom Markt für Friseurprodukte verschwunden). Zudem sind Stoffe zur Regulierung des pH-Wertes notwendig. Duftstoffe sollen den unangenehmen Eigengeruch der Wirkstoffe überdecken. Tenside bzw. so genannte Netzmittel erleichtern das Eindringen der Wirkstoffe in das Haar. Durch diese Emulgatoren können wasserunlösliche Bestandteile, wie etwa Parfümöle in der Wellflüssigkeit gelöst werden.

Fixiermittel

Fixiermittel für die Dauerwelle gibt es im Handel auch in erster Linie als gebrauchsfertige Lösungen oder Konzentrate zum Verdünnen mit Wasser. Daneben gibt auch hier Schaumfixierer. Die Inhaltsstoffe der Fixiermittel sind im Großen und Ganzen dieselben Hilfsstoffe wie die der Wellpräparate. Der große Hauptunterschied ist jedoch, dass die Hauptwirkstoffe die gegenteilige Wirkung besitzen. Wasserstoffperoxid führt als Oxidationsmittel zur Schließung der Disulfidbrücken, die durch die Wellflüssigkeit geöffnet wurden. Durch Zitronen-, Weinsäure oder auch verdünnte Phosphorsäure soll der vorzeitige Zerfall von Wasserstoffperoxid verhindert werden.

Vorbehandlungsmittel

Vorbehandlungsmittel für die Dauerwelle sind dafür da, einen Strukturausgleich von geschädigtem und gesundem Haar bzw. Haarabschnitten (z.B. Ansatz und Spitze) zu gewährleisten. Dauerwell- Vorbehandlungsmittel bestehen hauptsächlich aus kationischen Tensiden und gelösten Eiweißstoffen. Geschädigtes Haar ist poröser als gesundes Haar. Die negative Ladung überwiegt und Pflegestoffe sollen dort gezielt aufgesaugt werden.

Zwischenbehandlungsmittel

Zwischenbehandlungsmittel für die Dauerwelle sind dazu geeignet die Beanspruchung der Haarstruktur während des Wellvorganges abzumildern. Zudem können Präparate, die als  Zwischenbehandlung während der Dauerwelle eingesetzt werden, die Haare schon vor der Fixierung entquellen. Hierdurch erfolgt auch eine verstärkende Wirkung der Fixierung.

Eine gezielte Beeinflussung des Umformungsergebnisses bereits nach dem Abwickeln und vor der Fixierung ist gleichermaßen möglich.

Nachbehandlungsmittel

Nachbehandlungsmittel für die Dauerwelle sollen den natürlichen pH-Wert des Haares wiederherstellen. Übriggebliebene Restchemikalien werden neutralisiert. Kämmbarkeit und Frisierwilligkeit der Haare werden verbessert, sowie das erweichte Keratin wird noch weiter gehärtet. Die beinhalteten Wirkstoffe der Dauerwell-Nachbehandlungsmittel sind sauer eingestellt, aber im Wesentlichen   dieselben wie bei den Vor- und Zwischenbehandlungsmitteln.

Vor-, Zwischen- und Nachbehandlungsmittel für die Dauerwelle liegen meißt als Lösungen, Emulsionen oder Ölgemische vor.

Die einzelnen Arbeitsschritte bei der Dauerwellenfrisur

Skizzierung des Arbeitsablaufs:

1. Waschen

2. Vorbehandlung zum Strukturausgleich

3. Aufwickeln

4. Anfeuchten mit Wellflüssigkeit

5. Einwirkzeit

6. Umformungsgrad muss kontrolliert werden

7. Abspülender Haare

8. Fixieren

9. Abwickeln

10. Nachfixieren

11. Ausspülen

12. saure Nachbehandlung

Auf was muss beim Dauerwellverfahren geachtet werden?

– Eine Dauerwellbehandlung sollte nicht mit anderen chemischen Behandlungsverfahren, z.B. Blondierung oder Färbung gekoppelt werden.

– Der Schutz der der Augen und der Haut hat absolute Priorität, da es zu verätzender Wirkung und Allergien kommen kann.

– Dauerwellpräparate sollten wichtig auf das Haar des Kunden abgestimmt sein. Denn eine falsche Auswahl des Mittels kann zu einem falschen Wellergebnis oder gar zu einer extremen Haarschädigung führen.

– Die Haarwäsche vor der Dauerwelle sollte äußerst vorsichtig durchgeführt werden, mit dem Ziel die Kopfhaut nicht komplett zu entfetten, da die Wellflüssigkeit recht aggressiv ist und ansonsten die sensible Kopfhaut schädigen könnte.

– systematisches und gleichmäßig sorgsames Auftragen des Wellmittels ist wichtig (z.B. vom Nacken bis zur Stirn). Es darf nicht zu viel aufgetragen werden weil sonst das Mittel auf die Kopfhaut kommt und diese schädigt.

– Anwendungshinweise der Fixier- und Wellmittel ist unbedingt einzuhalten. Dies betrifft insbesondere auch das Einhalten der korrekten die Dauer der Einwirkzeiten.

– Durch die regelmäßige Kontrolle von Probewicklern kann die optimale Einwirkdauer überprüft werden.

– Eine Erhöhung der Reaktionsgeschwindigkeit kann durch Wärmezufuhr herbeigeführt werden. Ein Daumenwert besagt hier, dass die Erhöhung der Temperatur um 10 Grad Celsius zu einer Verdopplung der Reaktionsgeschwindigkeit führt.

– Gründliches und vollständiges Abspülen der Wellflüssigkeit und anschließendes Fixieren zur maximalen Schließung der Brückenbindungen im Haar.

– Umweltaspekt: Der Umwelt zuliebe sollten Reste der Dauerwellmittel und Verpackungen zu den Sondermüllsammelstellen der städtischen Einrichtungen gebracht werden.

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